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Trauriger Start mit vielen Verkehrstoten 2011
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Markus:
Die Zweiradfans stehen in den Startlöchern, man freut sich auf die Eröffnung der Motorradsaison: Jetzt dürfen die Zweiräder, meist mit Saisonkennzeichen versehen, endlich wieder auf die öffentlichen Strassen. Einer Aussage des ADAC zufolge stieg der Motorradbestand in den letzten 15 Jahren um 176 Prozent an, was die Konsequenz nach sich zieht, dass zwischen Flensburg und Füssen derzeit vier Millionen Maschinen bewegt werden.
Die traurige "Kehrseite" der Medaille: Den Saisonstart begleitet Jahr für Jahr auch eine Vielzahl schwerster Zweiradunfälle, häufig mit tödlichem Ausgang. Nicht anders in 2011, oder genau gesagt: Der April-Beginn bot eine echte Schreckensbilanz. Laut ADAC kamen alleine am ersten April-Wochenende bundesweit gleich zehn motorisierte Biker ums Leben. Wie dramatisch es dabei in verschiedenen Regionen zugeht, belegt auch ein Bericht eines Lokalblattes in Hohenbrunn bei München, das sich auf offizielle Polizeimeldungen berief: 121 Einsätze, bei denen Motorradfahrer in Unfälle mit leichten bis sehr schweren Verletzungen verwickelt waren, wurden seit Saisonstart alleine bereits bis 13. April in diesem Bereich des südlichen Landkreises München polizeilich aufgenommen.
Todesrisiko für Biker 16 mal so hoch wie für Autofahrer
Auch Josef Maurus, Verkehrsexperte und Staumelder des ADAC Südbayern, gibt mit seiner Bemerkung "Die ersten drei Wochen sind die schlimmsten" berechtigten Anlass zur Sorge. Für Motorradfahrer wirkt es gleichsam wie eine Aufforderung, besondere Vorsicht auf Zweirädern walten zu lassen. Der ADAC-Experte bezifferte gegenüber der Online-Nachrichtenagentur news.de das Risiko für Motorradfahrer, im Strassenverkehr ums Leben zu kommen, "16-fach höher" als das eines Autofahrers.
Gegenüber dem Nachrichtendienst äusserte sich Maurus auch über mögliche Gründe für derart schwere Motorradunfälle. Dabei gab er zu bedenken, dass aufgrund des raschen Sommereinbruchs mit bis zu 28 Grad Aussentemperatur zu viele Zweiräder unterwegs sind, die zu dieser Zeit auf Autofahrer träfen, welche gedanklich quasi "noch im "Winterschlaf" seien. Die Autofahrer wären nach der langen Winterperiode die Motorradfahrer schlichtweg noch nicht gewohnt. Daraus resultiert nach dem Dafürhalten von Maurus auch, dass Autofahrer die Zweiradpiloten (noch) gar nicht richtig wahrnähmen.
In recht direkter Form kritisierte der ADAC-Experte ferner die nach dem Winter häufig in sehr desolatem Zustand befindlichen Strassen. Die Spuren des Winters, wie tiefe Schlaglöcher, Rollsplit auf der Strasse, etc. stellen für ihn ein extrem hohes Unfallpotential für schwere Stürze dar. Dennoch, so Maurus, sei die grösste Sicherheitslücke der Motorradfahrer selbst. Denn auch sie seien, ebenso wie die Autofahrer, nach einem meist lange Winter nicht an ihre Maschinen gewöhnt und hätten somit erhebliche Defizite, welche sich in der Nichtbeherrschung der richtigen Kurvenlage oder der Findung des optimalen Bremspunktes deutlich bemerkbar machen würden.
Weniger Unfälle, aber nach wie vor zu viele Tote
Mit Sorge beobachtet der Experte deshalb die Unfallstatistiken der vergangenen Jahre: "Im Gesamten gehen die Unfallzahlen zwar zurück, jedoch stagniert die Zahl der Unfalltoten auf hohem Niveau." Laut Statistischem Bundesamt in Wiesbaden (Destatis) waren im Jahre 2009 insgesamt 48.545 Motorradunfälle mit 651 toten Bikern gegenüber 51.141 Unfällen mit 656 verunglückten Zweiradlenkern. Die Negativrekorde des vergangenen Jahrzehnts halten allerdings die Jahre 2005 und 2007 mit zusammen fast 1.700 zu Tode gekommenen Motorradfahrern aufgrund des jeweils sehr langen und heissen Sommers.
Wiedereinsteiger sind Risikogruppe Nummer Eins
Für ADAC-Mann Josef Maurus stellen laut news.de allerdings die männlichen Fahrer im Alter ab 45 Jahren die grösste Risikogruppe dar. Oftmals würden sich die sogenannten "Best-Ager", meist nach jahrzehntelanger Pause in Rücksicht auf die eigenen Kinder, eine neue Maschine gönnen. In aller Regel handelt es sich dann zudem um ein Motorrad, das ein Vielfaches mehr an Leistung besitzt als das erste Motorrad, welches man in der eigenen Jugend und vor Gründung der Familie gefahren hatte. Laut Maurus komme es auch nicht unbedingt selten vor, dass sich diese Fahrerklientel dann – völlig unroutiniert – in Höchstgeschwindigkeitsregionen begibt, die nicht mehr beherrscht werden und tödlich enden können. Die "sekundäre Unfallrisikogruppe", worunter der ADAC-Experte die eigentlichen Fahranfänger zusammenfasst, seien davon deutlich weniger betroffen. wären. Mit dafür verantwortlich macht Maurus aber insbesondere finanzielle Gründe: Der oftmals hohe Preis erlaube es jungen Fahrern meist nicht, eine leistungsstarke Maschine zu kaufen, die Geschwindigkeitsbereiche von 300 km/h und darüber ermögliche.
Abschliessend gab der Experte in dem Nachrichtendienst seiner Überzeugung darüber Ausdruck, dass die Vernunft des Fahrers und der Respekt vor dem Kraftpotential der Maschine noch am ehesten unfallverhütend wirken könne.
ABS- und ESP-Sicherheit statt Leistung!
Und: "Auch auf die Technik kommt es an." Statt PS-Aufrüstungen solle man vielmehr in wichtige Fahrassistenzsysteme wie ABS oder ESP investieren, so die Hinweise in news.de. Bei Motorrädern zwischen 125 und 250 ccm seien ABS in weniger als einem Prozent der Motorräder optional bestellbar. Ab 250 ccm aufwärts gebe es das ABS immerhin bei 25 Prozent der europäischen Motorräder. Einer Hochrechnung der ADAC-Unfallforscher zufolge könne das Antiblockiersystem in Deutschland rund 160 Leben von Zweiradfahrern retten und auch potentielle Unfälle durch elektronisch gesteuertes, richtiges Bremsen nahezu vermeiden. (hp)
Quelle
NWS-Biker Tipp:
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